Derzeit werden Bannkunden von ihren Banken über den neuen ab 2015 geltenden automatischen Abruf der Kirchensteuer informiert. Ab 2015 soll von den Kapitaleinkünften die Kirchensteuer automatisch von den Banken abgeführt werden, um so den Steuerpflichtigen von der Abgabe der Anlage Kap für Kapitaleinkünfte allein wegen der Kirchensteuer zu entlasten. Der Sparer kann diesem automatisch Abruf nur bis zum 30. Juni für das Folgejahr mit einem amtlichen Formular widersprechen.

Nach derzeitigem Recht haben Anleger von Kapitalvermögen die freie Entscheidung, ob sie ihrer Bank die Zugehörigkeit zu einer steuererhebenden Religionsgemeinschaft und der daraus folgenden Kirchensteuerpflicht auf ihre Kapitaleinkünfte mitteilen oder nicht. „Wird die Kirchensteuerpflicht den Banken mitgeteilt, dann führen diese mit der sog. Abgeltungssteuer auf die Kapitalerträge auch gleich die entsprechende Kirchensteuer mit an das Finanzamt ab. Wird die Kirchensteuerpflicht der Bank nicht mitgeteilt, dann ist der Sparer verpflichtet seine Kapitaleinkünfte mit der Anlage KAP in der Einkommensteuererklärung anzugeben. Nur so kann über die Veranlagung durch das Finanzamt die Kirchensteuer abgeführt werden. Andernfalls liegt im Ergebnis ein Tatbestand der Steuerhinterziehung von Kirchensteuer vor“ sagt Tim Lühn, Steuerberater und Partner der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft VOLBERS VEHMEYER PARTNER GbR mit Kanzleisitzen in Lingen (Ems), Lathen und Neuenhaus im Emsland und in der Grafschaft Bentheim.
„Die zum 01. Januar 2009 eingeführte Abgeltungssteuer sollte ursprünglich der Erleichterung für die Steuerpflichtigen dienen. Sie sollten keine Angaben mehr zu ihren Kapitaleinkünften in der Steuererklärung machen und die Anlage KAP so nie mehr auszufüllen müssen. Dieser Wunsch des Gesetzgebers hat sich aber völlig anders in der Praxis entwickelt. Die Anlage KAP muss wegen der Kompliziertheit der Abgeltungssteuer fast jeder Einkommensteuererklärung beigefügt werden. Zudem ist diese Anlage KAP einer der am Kompliziertesten auszufüllenden Anlagen überhaupt“.
Der Gesetzgeber plant daher ab 2015 den automatischen Abruf der Kirchensteuer auf die der Abgeltungssteuer unterliegenden Kapitaleinkünfte. „Das freie Wahlrecht des Sparer zur Meldung seiner Kirchensteuerpflicht an die Bank oder nicht soll ab 2015 entfallen. Stattdessen sollen die Banken ab 2015 einmal im Jahr automatisch beim Bundeszentralamt für Steuern die Kirchensteuerzugehörigkeit ihrer Bankkunden abfragen müssen.“ führt Tim Lühn aus. „Dieser Abruf soll zwischen dem 1. September und 31. Oktober eines jeden Jahres erfolgen. Daher erfolgt schon vom 1. September bis 31. Oktober 2014 der erste Abruf für das nächste Jahr.“
Wenn die Sparer nicht möchten, dass die Bank ihre Kirchenzugehörigkeit erfährt bzw. dass dieser automatische Abruf erfolgt, dann müssen sie bis zum 30. Juni des laufenden Jahres (d.h. für 2015 bis zum 30. Juni 2014) schriftlich beim Bundeszentralamt für Steuern Widerspruch einlegen. Das Bundeszentralamt für Steuern wird dann einen sog. Sperrvermerk für den Sparer erteilen und der Abruf der Kirchenzugehörigkeit des Sparers ist für die Bank gesperrt. Allerdings hat der Sparer dann wie bisher seine der Abgeltungssteuer unterliegenden Kapitaleinkünfte in der Anlage KAP in der Einkommensteuererklärung zwingend anzugeben, um den ordnungsgemäßen Kirchensteuerabzug sicherzustellen.
Das Formular für den Widerspruch mit der Bezeichnung „Erklärung zum Sperrvermerk“ ist im Internet im Formularcenter unter http://www.formulare-bfinv.de zu finden.
Quelle: openPR