Darf ein Lehrer alles unterrichten?
Gibt es Techniken, die Sie als Lehrer auf keinen Fall aus ethischen oder moralischen Gründen vermitteln würden? Welche sind das und warum?
Es gibt keine Techniken, die ich nicht vermitteln würde. Ein Lehrer muss alles unterrichten, was er weiß. Nur so kann Wissen weitergegeben werden. Wer erworbenes Wissen für sich behält, versteckt und nicht weitergibt … was ist das für ein Lehrer?
Wenn jeder einen Teil seines Wissens zurückbehielte, verarmen wir dann nicht letztlich alle? Dies gilt um so mehr in Bezug auf die Kampfkünste. Eine Kampfkunst lebt von der Vielfalt der Möglichkeiten. Ihr Wesen wird durch die in ihr enthaltenen Techniken bestimmt.
Das Wissen um die Techniken muss weitergegeben werden, damit andere daran teilhaben können und das Wissen mehren können.
Natürlich muss man schon überlegen, wem man welche Techniken und welches Wissen weitergibt. Nicht alles ist für jeden bestimmt und Wissen in den falschen Händen kann
sehr gefährlich sein.
Letztlich darf nicht vergessen werden, dass nicht die Technik an sich böse ist, sondern derjenige, der sie für unlautere Zwecke einsetzt und missbraucht.
Denken wir nur an Alfred Nobel, den Erfinder des Dynamits. Zweifelsohne hat das Dynamit die zuvor schwere körperliche Arbeit ungemein vereinfacht. Der Nutzen des Dynamits ist insoweit unbestritten. Und dennoch wurde und wird mit Dynamit unsäglich viel Leid, Tod und Zerstörung in die Welt gebracht. Dynamit an sich ist nicht böse und wohl auch kaum dessen Erfinder. Nichts spricht gegen Dynamit, solange es für friedliche und ethisch und moralisch zu rechtfertigende Zwecke eingesetzt wird.
Insoweit obliegt es der Verantwortung des Lehrers zu entscheiden, wem er welches Wissen anvertraut.
Quelle:
Interview des Deutschlandradios mit dem Karatetrainer Ralph P. Görlach, der nun schon seit 23 Jahren Karate lehrt.
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