Der Angriff der Ostereier – Geschichte für Verstand und Gefühl

osternDiese Geschichte enthält eine kleine Lösungsidee, die Sie vielleicht zum Ausprobieren inspiriert:
Endlich eine Pause, welch köstliche Ruhe! Apropos köstlich – in meiner Schublade im Wohnzimmer liegt doch noch eine Tüte Schokoladen-Ostereier – die mit dem köstlichen Schmelz, jedes einzeln hübsch in buntem Silberpapier verpackt- schließlich ist doch bald Ostern

Es ist noch nicht lange her, da lag eine ebensolche Tüte im Schrank. Eine echte Versuchung für jemanden wie mich, der erklärtermaßen das eine oder andere Kilo loswerden will! Und – solchen Versuchungen standzuhalten ist mir nicht als Talent in die Wiege gelegt worden. Wie nur widersteht man solchen Attacken auf das Appetitzentrum? Eine Weile hatte ich Ablenkungsmanöver wie Zeitung lesen, Küche aufräumen, Post erledigen und dergleichen mehr versucht, aber je mehr ich mich anstrengte, die Schokoladen-Eier zu vergessen, desto verlockender wurden sie da hinten in ihrer Schublade.
Irgendwann dann die Kapitulation. Hin zum Schrank, Silberpapier aufgerissen, das erste Schoko-Ei in den Mund geschoben – aaaah, die Anspannung war weg, und alles war gut. Allerdings muss gesagt werden, dass es nicht bei dem ersten Schoko-Ei blieb – es folgte eines nach dem anderen, automatisch in den Mund gesteckt, automatisch halb gekaut geschluckt und automatisch das nächste nachgeschoben, bis, ja, bis die Tüte leer war. Und dann war nichts mehr gut. Zehn Geißlein im Magen und ein riesengroßes schlechtes Gewissen – was zum Teufel hatte mich bloß wieder dazu gebracht, derartig über die Stränge zu schlagen?
Nie wieder, war mein Vorsatz gewesen, aber da ist er wieder, der Angriff der Schokoladen-Eier. Jetzt locken sie schon wieder aus der Schublade, ich kann sie durch die dicken Zimmerwände hindurch hören, wie sie so schmelzend rufen: „Iß mich! Iß mich!“ Aber heute mach ich es anders! Schließlich habe ich aus meinen Erfahrungen gelernt. Drei Schoko-Eier gestehe ich mir zu, dann schnell zurück mit der Tüte ganz hinten in die Schublade. Und dann diese drei richtig genießen – ja, so mach ich es!
Da höre ich in mir so eine hässliche Stimme: „Ha, ha, ha, wer´s glaubt wird selig! Wenn du erst einmal angefangen hast, kannst du sowieso nicht mehr aufhören!“ O doch, ich werde es euch zeigen! Jetzt höre ich so eine schmeichelnde, liebevolle Stimme: „Ach, die paar Schoko-Eier, gönn dir doch ruhig mal was Schönes zwischendurch! Bis Ostern ist es doch noch sehr lange hin Und außerdem fängt heute das Wochenende an, da brauchst du doch nicht so streng zu dir zu sein!“
Das ist eigentlich wahr. Da schreit eine aufgebrachte Stimme: „Wenn du jetzt wieder schwach wirst, dann ist alles umsonst, denk an dein Ziel!“ – Ach ja, mein Ziel, das hatte ich ganz vergessen. Also Verzicht statt Lust. Ich lasse den Kopf hängen. Da ertönt eine ganz andere Stimme: „Verzicht? – auf gar keinen Fall! Zuschlagen wollen wir, richtig reinhauen, Spaß haben!“ – Eigentlich ist mir der Spaß gründlich verdorben, aber die Schoko-Eier rufen noch lauter als zuvor.
Ich wünschte, ich könnte nur ein paar davon nehmen und die dann wirklich genießen – und dann einfach aufhören und mit freiem Kopf mich anderen Dingen in meinem Leben zuwenden.
Wie ich diesen Wunsch so in mir wahrnehme, kommt mir eine Idee:
Ich stelle mir jetzt mal vor, also ich stelle es mir einfach mal vor, wie ich zur Schublade gehe, die Tüte herausnehme und mich wieder hinsetze. Ich sehe mich, wie ich erwartungsfroh die Tüte öffne, das Papier knistert, und da liegen sie vor mir. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Ich nehme eins, packe es aus, nehme den unvergleichlichen Duft wahr – und beiße vorsichtig ein Stückchen ab. Der Geschmack explodiert auf meiner Zunge, die Schokolade schmilzt und breitet sich aus – einfach göttlich! Jetzt der nächste Bissen, an einer neuen Stelle, wieder ganz klein und wieder überschießendes Geschmackserlebnis. Jedes einzelne kleine Stück gibt mir das totale Schoko-Ei-Geschmackserlebnis. Das ist es, was ich will! Dieses lustvolle Schmelzen auf der Zunge! Dieses Gefühl jedes Mal aufs Neue zu spüren: das ist der totale Genuss. Ich bin ganz eins mit meinem Schoko-Ei. Jetzt das nächste. Plötzlich spüre ich, wie die alte Gier aufsteigt, mich in ihren Bann ziehen will. Aber ich will richtig was haben von dem Genuss und schalte sofort wieder einen Gang zurück.
Köstlicher kann es einfach nicht schmecken!
Noch eins? – wenn ich jetzt noch mehr esse, wird es nicht leckerer. Ich verschließe die Tüte. Morgen wieder!
Ich tauche auf, und so ein kleines schönes Kribbeln breitet sich in mir aus: ein wunderbares Triumphgefühl. Ein Stimmchen sagt: „Siehst du, gute Gedanken bahnen einen guten Weg!“ So werde ich es jetzt machen! Ganz gelassen gehe ich zum Schrank – und alle Stimmen in mir sind friedlich.
Copyright Ellen Eggers
Quelle: openPR

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 16.04.2014
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