Ich hasse Judo …

Meine Eltern zwingen mich Judo zu machen. Doch ich hasse Judo über alles. Mein Vater ist gleichzeitig mein Trainer und meine Eltern sagen, ich muss das bis zum Braunen Gürtel machen. Das dauert aber bestimmt noch 3 bis 4 Jahre. Meine Eltern begründen dass mit den Argumenten, dass meine 3 Geschwister auch alle bis zum Braunen Gürtel gemacht haben und dass das Judo Training uns später helfen könne.

Ich hasse Judo über alles auf der Welt. Früher als kleines Kind habe ich immer geweint als ich zum Training musste.
Ich mache nebenbei noch Tennis. Aber ich würde viel gerner Leichtathletik oder Rudern als Sportart machen. Ich habe meinen Eltern noch nichts von den anderen Sportarten gesagt, weil die eh immer mit den oben genannten Argumenten ankommen würden. Meistens sagen sie: du gehst zum Judo und basta!
Aber ich hasse es
ich haaaaaasse es.
Was kann ich denn machen? Ich bin echt verzweifelt -.-

—-

Wenn Du bei Deinen Eltern kein Gehör findest oder Angst hast, mit ihnen offen darüber zu sprechen – würde ich empfehlen, mit Deinem Judo-Trainer darüber zu sprechen. Problematisch ist es jedoch, wenn Dein Vater der Trainer ist …

Aber auch Dein Vater hat sicher Freunde, die ebenfalls Trainer sind oder er kennt Menschen auf die er hört. Der Onkel, der Großvater, Trainingskameraden…

Am besten wäre es, wenn Du mit jemandem darüber sprichst der ebenfalls Judo oder einen anderen Kampfsport macht und entsprechend argumentieren kann.

Trotzdem: Vielleicht ist auch einmal ein ganz offenes Gespräch mit Deiner Mutter oder Deinem Vater allein hilfreich.

Es wird sich immer ein Weg finden, Deinen Eltern schonend beizubringen, dass Judo nichts für Dich ist.

Ich bin sicher, dass Dein Vater als Trainer nicht unbedingt begeistert sein wird. Jeder Trainer steckt in seine Schüler viel Arbeit und Mühe und er setzt auch große Hoffnungen in seine Schüler. Jeder Vater hofft, dass die Kinder in seine Fußstapfen treten, doch die Kinder sind nicht der Vater. Die Kinder haben eigene Wünsche und Pläne … Das alles wirst Du dann mit einem Mal zerstören.

Andererseits gehört auch viel Mut dazu, ein solches Problem offen anzusprechen. Ich wünsche Dir von Herzen, dass dieser Mut gebührende Anerkennung findet und damit den Weg zu einer Lösung ebnet.

Gerade im Judo bedarf es immer zwei Leute, die miteinander üben. Ich trainiere sehr ungern mit jemandem, der nicht voll bei der Sache ist oder große Unlust am Training empfindet. Dazu kommt, dass natürlich das Verletzungsrisiko für einen selbst und den Partner steigt, wenn einer der Partner sich nicht richtig konzentrieren kann oder will und die Techniken womöglich nur halbherzig und dadurch falsch ausführt …

Insofern sollte es auch im Interesse des Trainers sein, solchen Schülern die Möglichkeit zu eröffnen, beim Judo auszusteigen und sie dabei nach Kräften zu unterstützen.

Sport soll und muss Spaß machen. Wer zu etwas gezwungen wird – egal zu was – hat selten Freude daran.

Ob Du nun mit Deinen Eltern oder deren Freunden darüber sprichst: Das Argument „Ich hasse es“ – ist ein wenig zu einfach. Da solltest Du ein wenig mehr bringen.

Dass einem das Judo-Training später etwas nützen könnte … naja auch das ist ein wenig zu einfach. Vielleicht stelle doch mal die Gegenfrage: „Wobei?“ oder „Wozu?“

Alles Erlernte ist letztlich eine erworbene Fähigkeit. Doch Fähigkeiten gehen im Laufe der Zeit auch wieder verloren, wenn man sie nicht ständig übt. Man muss etwas tun, um seine Fähigkeiten zu erhalten. Wie schnell hat doch beispielsweise ein Klavierspieler nach einer langen Pause die eine oder andere Fertigkeit verloren … Er muss sich alles wieder neu erarbeiten.

Oder Fremdsprachen – viele, die in der Schule in den Fremdsprachen richtig gut waren, verlernen die Fremdsprache ganz schnell, wenn sie keine Gelegenheit haben, sie zu praktizieren. Man versteht vielleicht noch recht viel – aber das Sprechen bereitet schon große Mühe.

Das ist auch mit dem Judo so. Nichts bleibt wie es einmal war und jeden Tag, den man nichts tut, wird man automatisch ein wenig schlechter. Der einmal erreichte braune Gürtel ist nach einem Jahr
Trainingspause bestenfalls noch einem blauen eher wohl einem grünen Gürtel gleichzusetzen.

Insofern stellt sich dann die ernste Frage: Was soll also das Judo-Training dann später bringen?

Es gibt aus meiner Sicht eigentlich nur zwei Punkte, die Deine Eltern wirklich bringen können: Nämlich das Fallen und die Selbstverteidigung.

Doch das richtige Fallen verlernt man mit der Zeit.

Wenn es um die Frage der Selbstverteidigung geht – muss man sich wirklich schlagen? Ist es nicht besser, gefährlichen Situationen gleich aus dem Weg zu gehen. Und überhaupt: Wer kommt in seinem Leben denn tatsächlich einmal in eine Situation, wo er sich wirklich verteidigen müsste … Selbst wenn stehen wir dann wieder an genau dem gleichen Punkt: Die Fähigkeiten, die man einmal vor zig Jahren hatte – die sind dann einfach nicht mehr da, eben weil sie nicht weiter geübt und der Körper verlernt hat, die Techniken einzusetzen.

Diesen Argumenten wird sich jeder, der die Sache offen und ehrlich betrachtet, nicht wirklich verschließen können.

Sport ist eine gute Sache. Jeglicher Sport unter Zwang ausgeübt schadet aus meiner Sicht mehr als er nützt.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 16.06.2010
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