Ich liebe Aikido
Energie-Bewusstsein einer Exil-Aikidoka in Aberystwyth, Wales
Aikido, die Kampfkunst, welche auch „Weg des Friedens“ genannt wird, ist weitaus mehr als ein System an Prinzipien, Techniken und Bewegung. Dies — zusammen mit einer noch viel essentielleren Einsicht — ist mir in meiner allerersten Aikido-Übungseinheit im Jahre 2012 bewusst geworden.
Diese erste Übungseinheit, die ich in diesem Jahr absolvierte, war nämlich schicksalshafter Weise ebenfalls meine erste Begegnung mit den Aikidoka von Aberystwyth in Wales, wo ich zu dieser Zeit gerade mein Auslandsstudium verbringen durfte. Nach einem ganzen Semester, also gut 4 Monaten, Aikido-Entzug aufgrund diverser Gründe, die hier nicht Gegenstand der Sache sein mögen, war ich zu allererst einfach nur glücklich wieder das bekannte Gefühl von Tatami (‚Kampfsportmattenboden‘) an meinen Fußsohlen wahrzunehmen. Bei den allseits beliebten Aufwärmübungen brachten mir meine Schultern, Handgelenke und andere im Zuge akademischer Bemühungen vernachlässigte Teile meines Knochen- und Gelenksystems ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, indem sie ein genüssliches „Krrrrck“ von sich gaben. Kurz darauf durfte ich mal wieder darüber staunen, wie effektiv und therapeutisch ein professionell ausgeführter Sankyo gegen die Verspannungen ist, welche typisch für den „homo sapiensis den-ganzen-Tagus-in-Vorlesungen-oder-vorm-Computerus-sitziensis“ ist.
Auf die einzelnen, minimalen Unterschiede zwischen dem Aberystwyth’schen und dem im Germanenlande praktiziertem Aikido lohnt es sich nicht, eingehen. Schließlich ist Aikido eben Aikido, und genau das ist auch so wundervoll an dieser Lebensweise, die auf einen Menschen namens Morihei Ueshiba zurückgeht. Unvoreingenommen und unabhängig von Muttersprache, Nationalität oder akademischem Grad wird jeder, besonders die Neuankömmlinge und Anfänger, harmonisch von Sensei und Sempai integriert. Während ich zuvor also vielleicht unbewusst an Heimweh gelitten hattee, fühlte ich mich auf den Matten sofort zuhause. Ich glaube, als Aikidoka kann man überall auf der Welt Trainingseinheiten besuchen und wird sich sofort akzeptiert fühlen von dieser harmonischen Großfamilie, deren Großvater Ueshiba ist.
Eine weiteres beeindruckendes Ereignis dieses Abends war mein Zusammentreffen mit dem Shihan des hiesigen Dojo. Er war über 80 Jahre alt, doch das hielt ihn kaum davon ab, uns Jungspunden erstens Respekt und Höflichkeit einzubläuen, und zwei Ukes gleichzeitig auf Tuchfühlung mit dem Boden zu schicken.
Oben erwähnten Zusammenhalt sowie die positiven Auswirkungen auf menschliche Körper, die hauptsächlich sitzenden Tätigkeiten ausgeliefert sind, finden sich gewiss auch in vielen, wenn nicht sogar allen, anderen Sportarten. „Die Kunst des Friedens“ vermag jedoch weitaus mehr. Dafür kann ich keinen anderen Nachweis liefern als meine eigene Erfahrung. Bewegung hatte ich in Aberystwyth nämlich auch Aikidoka mehr als genug. Zur Dehnung und Kräftigung der Muskulatur praktizierte ich sogar Yoga und einige Fitnessübungen für mich selbst. Dennoch hatte dies nicht denselben Effekt wie dieses Etwas, das da auf den Matten passiert; ich wage kaum noch es mit Wortkonstrukten zu klassifizieren bzw. degradieren. Denn nach besagter magischer Trainingseinheit machte sich ein Gefühl in mir bemerkbar, welches eindeutig von meinem Zentrum ausging, und annährend mit Begriffen wie „innerem Frieden“, „Harmonie mit mir selbst und meiner Umgebung“ oder „Lebensenergie-Bewusstsein“ zu Papier zu bringen ist.
Diese Erfahrung haben mich wieder einmal darin bestärkt, dass Aikido „mein Weg“ ist, denn Aikido hat mich gelehrt, das Leben — oder die Lebensenergie (‚Ki‘) — zu lieben.
Mögen all diejenigen, die dies lesen, ebenfalls ein solches „Ki-Bewusstsein“, Lebensfreude, Freude an der eigenen Lebensenergie(!) erfahren.
Addendum:
Ich danke all meinen Sensei und Trainingspartnern dafür, dass sie mit mir auf diesem wunderbaren Weg sind. Möget Ihr zumindest einen kleinen Teil, wenn nicht sogar alles, von diesem angenehmen Gefühl der Lebensfreude und wahrer Harmonie erfahren!
Quelle: openPR
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