Jugoslawischer Geheimdienst ließ 22 Exilkroaten in Deutschland hinrichten
Trotz vieler Bedenken hat Kroatien die EU-Mitgliedschaft erreicht. Dennoch weigert sich die Regierung in Zagreb, einen – mit internationalem Haftbefehl gesuchten – mutmaßlichen Verbrecher auszuliefern: Ivan Perkovic (68). Er selbst bezeichnet sich als unschuldig.
Er leitete in Zagreb die Abteilung II. des jugoslawischen Geheimdienstes; sie war u.a. für die Überwachung und Liquidierung regimekritischer Exilkroaten in Deutschland zuständig. Der neue Staat Kroatien nutzte die Dienste des Geheimdienstoffiziers weiter und engagierte ihn in führenden Positionen; sein Sohn wurde Sicherheitsberater des kroatischen Staatspräsidenten.
Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft ermordeten gedungene Geheimdienstkiller während der 70er und 80er Jahre mindestens 22 regimekritische Exilkroaten in Deutschland. Nach Einschätzung von Insidern liegt die Zahl der Opfer wesentlich höher.
Ein Ermittlungsrichter am Karlsruher Bundesgerichtshof hat gegen Ivan Perkovic und sechs andere Beteiligte im Mordfall Stjepan Durekovic einen internationalen Haftbefehl erlassen. Das Bundeskriminalamt zählt Perkovic zu den meistgesuchten Personen.
Hintergrund: Stjepan Durekovic machte während der 70er Jahre als Marketingleiter des Energiekonzerns INA in Zagreb Karriere. Vermutlich kooperierte er bereits in dieser Position mit dem deutschen Bundesnachrichtendienst. Im April 1982 floh Durekovic nach München mit Belastungsmaterial gegen korrupte jugoslawische Funktionäre. Bald schloss er sich einer Gruppe regimekritischer Exilkroaten an, zu deren Mitgliedern u.a. ein Spitzel des jugoslawischen Regimes zählte. Über diesen erfuhr die Geheimdienstzentrale (UDBA), dass Durekovic plane, die belastenden Informationen zu veröffentlichen.
Am Vormittag des 28. Juli 1983 wurde Durekovic im bayrischen Wolfratshausen mit sechs Kugeln niedergeschossen; zusätzlich zertrümmerten die Täter mit einem Beil seinen Schädel.
Der Spitzel wurde später in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilt. Deutsche Sicherheitsbehörden vermuten Perkovic als Auftraggeber.
Nach EU-Recht ist Kroatien verpflichtet, den Beschuldigten an die deutsche Justiz auszuliefern. Doch da er selbst und sein Sohn in den Machtstrukturen der kroatischen Nomenclatura tief verankert sind, sah sich die Regierung zu einer kreativen Lösung veranlasst: Der Europäische Haftbefehl soll per Gesetz beschränkt werden; er soll nur dann angewandt werden, wenn die relevanten Straftaten nach 2002 datiert werden. Das „Lex Perkovic“ betrifft damit nicht nur alle Verbrechen aus der jugoslawischen Zeit, sondern auch die Greuel der folgenden Kriegsjahre.
Dies entspricht einer Politik, die bereits der erste kroatische Nachkriegspräsident Franjo Tudjman gegenüber dem Verfasser vertrat: „Wir wollen möglichst alle Kroaten integrieren und keine alten Rechnungen aufmachen …“
Wolfgang Pabst
Fahnung nach Josip PERKOVIC
Quelle: openPR
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