Kampfsport zur reinen Verteidigung – gibt es so was überhaupt?

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten wie es vielleicht scheint. Denn eigentlich ist jeder Kampfsport zur reinen Selbstverteidigung entwickelt worden. Dass viele Kampfsportarten heute auch als Wettkampfdisziplin betrieben werden und die Regelwerke eine Reihe von Techniken verbieten, ist das Ergebnis einer langen Entwicklung.

Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang eine Eigenheit der Deutschen, die zwischen Kampfsport und Kampfkunst unterscheiden, wobei „Sport“ durch den sportlichen Vergleich, dem Kräftemessen im Wettkampf gekennzeichnet ist und in der Kampfkunst der Wettkampf eine untergeordnete wenn nicht sogar überhaupt keine Rolle spielt.
Ich möchte mich hier keinen Haarspaltereien hingeben zumal diese Unterscheidung ausschließlich von den Deutschen gemacht wird und für die Beantwortung der Ausgangsfrage im Grunde nebensächlich ist.
Wenn ich nachfolgend den Begriff Kampfsport oder Kampfkunst verwende, so schließe damit weder das eine noch das andere aus, sondern beziehe den jeweils anderen Begriff ausdrücklich mit ein.
Ich bin davon überzeugt, dass Kampfsport und Kampfkunst das Gleiche sind.
Die wesentliche Punkt in diesem Zusammenhang ist, was die Menschen daraus machen. In allen mir bekannten Sprache wird nicht vom „Kampfsport“ gesprochen, sondern von „Kampfkunst“. Die Fähigkeit sich mit bestimmten Techniken gegen Angreifer effektiv verteidigen zu können ist wirklich eine Kunst.
Aber nehmen wir beispielsweise Karate: Karate ist egal ob als Wettkampfsport oder als Kampfkunst betrieben das Gleiche. Die Beachtung der Gesetzmäßigkeiten der Biomechanik und der Physik bilden die Grundlage für jede effektive Technik. Dass viele Kampfrichter dies völlig ausblenden – möglicherweise aus eigenem Unverständnis heraus oder weil sie einfach „schöne“, „effektvolle“ Techniken beeindruckender finden als Techniken, die im Ernstfall auch fatale Wirkung entfalten würden – ist eine andere Sache. Dass sich Trainer und Sportler darauf einstellen und ihre Technik ggf. so verändern, dass diese den Kampfrichtern besser gefällt und so leichter Punkte zu erzielen sind ist eine natürliche Folge dieser bedauerlichen Fehlentwicklung, die nur durch kompetentere Kampfrichter und ein Umdenken aller Verantwortlichen und Beteiligten geändert werden kann. Dies ist im Taekwondo (WTF) und vielen anderen wettkampfmäßig betriebenen Kampfsportarten nicht anders …
Es sollte auch nicht vergessen werden, dass insbesondere in Bezug auf die asiatischen Kampfkünste der Anteil derjenigen, die diese wettkampfmäßig betreiben sehr gering ist. Im Durchschnitt sind hier nur 5% der Aktiven überhaupt im Wettkampfbereich aktiv. Alle anderen betreiben die Kampfkunst aus anderen Gründen z.B. als Ausgleich, zur Selbstverteidigung, zur Stärkung des Selbstbewusstseins, zur Verbesserung der Koordination, Kondition oder aus bloßem Interesse an der Kunst heraus … Es gibt viele Gründe. Neben dem Aktiven selbst ist es meist der Trainer, der die Richtung vorgibt und der Kampfkunst entweder eine einseitige Wettkampforientierung verordnet oder auf ein ausgewogenes Training achtet und so allen Schülern gleichermaßen Entfaltungsmöglichkeiten eröffnet.
Jeder heute betriebene Kampfsport wurde ursprünglich entwickelt, um demjenigen der die Kunst beherrschte ein Mittel zur Verteidigung in die Hand zu geben. Zugleich aber bestand und besteht immer die Gefahr, dass die Techniken missbraucht und nicht zur Verteidigung sondern zum Angriff eingesetzt werden. In der Tat ist mir persönlich nur eine einzige Kampfkunst bekannt, die ausschließlich auf Verteidigung setzt – und das ist das von dem Japaner Morihei Ueshiba begründete Aikido. Dort werden Angriffstechniken nur geübt, um die entsprechenden Abwehrtechniken gegen diese Angriffe möglichst realitätsnah üben zu können.
Das israelische Krav Maga oder das chinesische Wing Chun (Wing Tsun) sind ähnlich wie Aikido reine Selbstverteidigungssysteme, wobei hier aber gleichwohl auch Angriffstechniken geübt werden.
Alle anderen Kampfkünste üben gleichermaßen Angriff und Verteidigung.
Dies ist auch aus meiner Sicht die bessere Variante. Angriff ist bekanntermaßen die beste Verteidigung. Während ein guter Angriff den bevorstehenden Angriff des Gegners zunichte machen kann, birgt das Warten auf den Angriff des Gegners immer Gefahren in sich. Man kann dann nämlich nur reagieren, nicht aber selbst aktiv handeln. Ist man zu langsam, vielleicht abgelenkt, zu schwach oder man weiß keine Antwort auf den Angriff, dann ist alles vorbei. Mit der Fokussierung auf reine Verteidigung im Sinne von Reaktion auf einen Angriff beraubt man sich selbst unnötigerweise einer Vielzahl von Möglichkeiten. Man kämpft sozusagen nur mit einem Arm, statt beide einzusetzen.
Wie eine Kampfkunst betrieben wird, ist immer eine eher persönliche Frage ebenso wie die Kampfkunst zum eigenen Charakter passen, den eigenen Vorlieben entsprechen muss, wird dies letztlich auch auf das eigene Kampfverhalten zutreffen. Der eine ist eher aktiv und übernimmt gern die Initiative, während sich der andere eher passiv und abwartend verhält.
Wer eine Kampfkunst beherrscht, kann sich mit dieser sehr effektiv zur Wehr setzen. Es spielt dabei keine Rolle, für welche Kampfkunst man sich entschieden hat. Die Kampfkunst selbst liefert nur das nötige Handwerkszeug, also die Technik und bestimmte der Kampfkunst immanente Kampfweisen. Was der die Kampfkunst einsetzende damit macht ist seine Sache.
Wer seine Kunst klug einzusetzen weiß, wird nichts zu fürchten haben. Umgekehrt wird jemand der dies nicht versteht – ganz gleich welche oder wie viele Kampfkünste er auch erlernt haben mag – immer zum Scheitern verurteilt sein. Wissen muss in die Praxis umgesetzt werden. Theoretisches Wissen, dass im Ernstfall nicht zur Verfügung steht ist wertlos.
Deshalb sind jegliche Aussagen über die angebliche Effektivität einer Kampfkunst im Grunde völlig bedeutungslos. Eine Kampfkunst ist immer nur so gut wie derjenige ist, der sie einsetzt. Ein echter Vergleich zweier Kampfkünste ist völlig unmöglich. Wer behauptet, dass die Kampfkunst XY besser sei als alle anderen oder die Kampfkunst am YZ am besten geeignet sei, zeigt damit nur, dass echtes, tiefes Verständnis für das Wesen der Kampfkünste in Wahrheit fehlt und die eigene begrenzte Vorstellungswelt durch neue, tiefere Erfahrungen erweitert muss.
Jede Kampfkunst kann zur reinen Verteidigung eingesetzt werden. Trotzdem kann jede ausgeführte Abwehrtechnik ebensogut zu einer sehr effektiven Angriffstechnik werden und umgekehrt. Alles ist im Ergebnis immer eine Frage der inneren Einstellung und der Art der Ausführung der jeweiligen Technik.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 26.09.2012
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