Karatetraining in Japan
Ich wollte es schon immer wissen, ob das Karatetraining in Japan so anders ist im Vergleich zu dem, was wir in Deutschland kennen. Wenig überraschend muss man sagen: eigentlich nicht, denn auch in Japan wird nur mit Wasser gekocht – ganz so wie bei uns. So sind auch die Menschen in Japan nicht anders als bei uns. Und das Training?
Es unterscheidet sich im Grunde genauso wie bei uns. In dem einen Dojo ist es so, in dem anderen so. Je nachdem wie der jeweilige Lehrer das Karate interpretiert und lehrt. Dennoch gibt es einen wichtigen Unterschied, der mir jedes Mal aufgefallen ist: Egal wo man ist, Kata und Kumite gehören für die Japaner untrennbar zusammen und sind Bestandteil jeden Trainings, wobei sehr großer Wert auf ein angemessenes Verhältnis von Kihon, Kata und Kumite im Training gelegt wird.
Im Kinderbereich ist das Training oft recht locker. Zwar versuchen die Lehrer von Anfang an Disziplin durchzusetzen und den Kindern auch wichtige Regeln beizubringen, dennoch toben die Kinder in manchen Dojos vor dem Training genauso umher wie sie das auch bei uns tun. Mit einer interessanten Mischung aus Strenge und väterlicher Güte bemühen sie sich den Kindern die Techniken zu vermitteln. Der Erfolg scheint ihnen dabei recht zu geben. Wenn ich da beispielsweise den gerade acht gewordenen kleinen Braungurt beim Üben sehe, so sticht die Ernsthaftigkeit sofort ins Auge. Im Kumite ist es ihm ganz egal, dass sein Gegner zwei Köpfe größer und vier Jahre älter ist …
Besonders bemerkenswert jedoch sind die Dojokun, die in vielen Dojos in Deutschland schon längst nicht mehr zum Trainingsbestandteil gehören. In Japan werden die Dojokun vor und Nacht jedem Training rezitiert. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Karate-Do, denn Karate ist nicht einfach Karate, sondern Karate-Do. Der Weg des Karate scheint zumindest in Deutschland häufig nur noch dem Begriff nach zu existieren. Angereichert mit ein paar esoterischen und mystisch anmutenden Aspekten wird Karate als „Do“ verkauft, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen.
Gerade in der sommerlichen Hitze Japans interessierte mich besonders, wie die Japaner mit dem aufgrund des hohen Flüssigkeitsverlusts beim Training zwangsläufig aufkommenden Durst umgehen. Aus dem Kendo ist mir beispielsweise bekannt, dass dort nicht selten Kendoka im Training das Bewusstsein verlieren, da Trinken während des Trainings nicht erlaubt ist … Doch auch dies scheint sich von Dojo zu Dojo stark zu unterscheiden. Ich habe beide Varianten erlebt. In einem Dojo war das Trinken während des Trainings strikt untersagt, während die Lehrer in einem anderen Dojo da Training sogar häufig unterbrachen und explizit zum Trinken aufforderten. Was ist nun richtig? Sowohl für die eine wie auch die andere Sichtweise gibt es gute Gründe. Gesünder ist sicherlich die letztere Variante …
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