Kriminalpsychologe: Banken müssen auf Warnsignale im Verhalten achten, um Betrüger frühzeitig zu entdecken

Banken und andere Unternehmen fokussieren zu stark alleine auf technische und organisatorische Präventionsmaßnahmen, um große finanzielle Verluste durch Innentäter zu verhindern. Dabei hat die Psychologie inzwischen hierzu klare Risikomarker im Verhalten ausgearbeitet.

„Wir unterscheiden zwischen dem psychopathischen und dem narzisstischen Betrüger mit jeweils charakteristischen Handlungsmustern.“, sagt Dr. Jens Hoffmann, Leiter des Instituts Psychologie & Bedrohungsmanagement in Darmstadt. Der Kriminalpsychologe hat in den letzten fünf Jahren Fallstudien von internationalen Betrugsfällen durchgeführt und die wissenschaftliche Fachliteratur zu manipulativem Verhalten systematisch ausgewertet. Zudem hält er Seminare zur Psychologie von Betrügern und berät Unternehmen bei Fällen von Betrug und Korruption.

„Dem psychopathischen Betrüger geht es um Macht und Kontrolle. Er baut systematisch Beziehungsnetze auf und gewinnt so das Vertrauen von Schlüsselfiguren im Unternehmen, um es dann für seine kriminellen Zwecke gezielt zu missbrauchen.“, so Jens Hoffmann. „Hingegen liegt das psychologische Bedürfnis des narzisstischen Betrügers darin, Bewunderung von anderen zu erhalten, um sein brüchiges Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Dieser Täter tritt nicht selten großspurig auf und versucht durch Reichtum Außenwirkung zu erzielen.“

Der Fall des Bankers Kweku Adoboli, der die Schweizer Großbank UBS um 2,3 Milliarden Dollar schädigte, ist dem narzisstischen Typus zuzuordnen. „Folgt man den Medienberichten war Adoboli bereits in seiner Internatszeit als Schulsprecher aktiv. Als er später für die UBS in London tätig war, lebte er in einem Luxusappartement und war bekannt für seine teuren Reisen und Kleidung sowie seine wechselnden Beziehungen zu attraktiven Frauen. All dies sind typische Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeit.“, resümiert Jens Hoffmann. „Interessanterweise zeigte sich bei Adoboli auch das Phänomen des so genannten „Leaking“, also des psychologischen Leckschlagens, bei dem indirekte Andeutungen über die eigenen kriminellen Aktivitäten gemacht werden.“ So gab Adoboli einem Berufskollegen ein Buch über einen Makler, der durch betrügerischere Aktiengeschäfte Millionen abkassierte, mit den Worten „Toll zu lesen“.

Jens Hoffmann hält es für verantwortungslos, wenn Unternehmen nicht auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Kriminalpsychologie nutzen. „Bedenkt man, welche wirtschaftlichen Schäden durch betrügerische Insider in den letzten Jahren entstanden sind, gilt es an dieser Stelle die Prävention systematisch zu verbessern. Dabei darf auch nicht vergessen werden, wie viele Menschen durch den so entstandenen wirtschaftlichen Schaden unverschuldet ihren Arbeitsplatz verloren haben.“

Quelle: openPR

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 25.09.2011
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