Taekwondo für Kicks?

„Ich mache jetzt verschiedene japanische Kampfkünste, bin 15 jahre alt und überlege ob ich mit Taekwondo anfangen sollte um meine Kicks zu trainieren. Ist das gut wenn ich damit anfange um meine Kicks zu verbessern für Dehnung? Und ist Teakwondo eigentlich effektiv und kann man das gut mit japanischen Kampfkünsten vermischen?

Taekwondo ist in meinen Augen ein Synonym für Fußtechniken. Leider – und das muss hier auch gesagt werden – ist das Taekwondo zumindest soweit es das Taekwondo der WTF (World Taekwondo Federation) betrifft zu einseitig auf Fußtechniken ausgerichtet, was wiederum bedeutet, dass sich der Athlet einer Vielzahl von Möglichkeiten beraubt. Gute Systeme sind immer ausgewogen.

Aber: Du möchtest Taekwondo auch nur in Ergänzung der anderen von Dir betriebenen japanischen Kampfkünste ausüben. Insofern ist Taekwondo sicher gut geeignet, um die Tritt-Techniken zu verbessern.

Die eigentlich wichtigere Frage ist, ob Taekwondo als Ergänzung für Deine bisher ausgeübten japanischen Budo-Disziplinen geeignet ist. Leider schreibst Du nicht, was Du machst. Für Kampfkünste die Fußtritte ohne im sportlichen Regelwerk verbieten oder darauf keinen Fokus setzen, ist die Sinnhaftigkeit einer solchen Ergänzung sicher zweifelhaft, da die Anwendungsmöglichkeiten auf den Ernstfall beschränkt bleiben. Für Judo, Kendo und Aikido beispielsweise dürfte Taekwondo als Ergänzung kaum geeignet sein.

Umgekehrt bin ich aber in Bezug auf Karate, Jiu-Jitsu und Kempo überzeugt, dass die Beintechniken des Taekwondo eine Bereicherung darstellen und die Möglichkeiten deutlich erhöhen.

Letztlich ist alles eine Frage der Zeit. Je mehr Zeit man für das Erlernen verschiedener Kampfkünste aufwendet, desto weniger Zeit verbleibt für die eigentliche (Haupt-)Kampfkunst. Die Japaner sagen oft: „Weniger ist mehr.“ Besser sich auf einige wenige Dinge beschränken, diese aber zur Perfektion bringen, als sich in vielen Dingen zu verrennen und am Ende nichts zu erreichen. „Wer versucht, zwei Hasen auf einmal zu fangen, wird am Ende keinen fangen,“ sagt ein anderes Sprichwort. Und darin liegt viel Wahrheit.

Was die Flexibilität anbetrifft, so solltest Du beachten, dass die Fußtechniken allein keine Auswirkungen auf die Flexibilität, d.h. die Dehnfähigkeit, haben. Die Fähigkeit hoch treten zu können hat mit Flexibilität nur bedingt zu tun. In den weitaus meisten Fällen ist es nicht die mangelnde Flexibilität, die hohe Fußtritte verhindert, sondern die fehlenden Muskeln, die hohe Kicks nicht zulassen. Insofern könnte bereits ein sinnvolles Krafttraining erhebliche Vorteile bringen.

Doch wie dem auch sei: Die Erweiterung des eigenen Technik-Repertoires ist mit Sicherheit nie ganz verkehrt. Allerdings solltest Du auch bedenken, dass jede erlernte Technik auch trainiert werden muss, um sie weiter zu verfeinern und schließlich zu automatisieren. Je mehr Techniken man erlernt, desto mehr Training ist erforderlich und um eine Technik wirklich zu automatisieren bedarf es nach trainingswissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens 70.000 korrekter Wiederholungen …

Eigentlich ist die Frage nach der Effektivität einer Kampfkunst ein Paradoxum in sich. Denn wenn eine Kampfkunst uneffektiv wäre – warum sollte man sie dann überhaupt trainieren? Warum gibt es dann Leute die diese Kampfkunst üben, Meister in dieser Kampfkunst sind und wiederum Schüler ausbilden? Uneffektive Kampfkünste sind nutzlose Kampfkünste und nutzlose Systeme verschwinden in der Regel ganz schnell von selbst.

Jedes System, welches sicher über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte behauptet hat, muss also effektiv sein – dies beweist allein schon die lange Zeit, die dieses System existent ist.

Ob eine Kampfkunst effektiv ist oder nicht hat mit der Kampfkunst überhaupt nichts zu tun, sondern immer mit demjenigen, der die Kampfkunst einsetzt. Eine Kampfkunst allein macht einen schlechten Kämpfer nicht automatisch zu einem Ausnahme-Athleten. Wohl kann aber eine Kampfkunst ohnehin schon vorhandene Begabungen und Talente weiter fördern und helfen die (immer) vorhandenen Schwächen des Kämpfers zu überdecken.

Es gibt verschiedene Kampfkünste, weil jeder einen anderen Charakter, andere Talente und Neigungen hat. Jeder Kämpfer sucht sich eine Kampfkunst, die seinem Naturell entspricht. Ein offensiv eingestellter Kämpfer wird daher im Aikido nie seine Befriedigung finden; eine sehr defensiv eingestellte Person wiederum wird im Freefight oder MMA-Bereich nie glücklich werden.

Ein schlechter Kämpfer kann sich durch intensives Training verbessern – ganz gleich in welcher Kampfsportart. Aber dies setzt Fleiß und Einsatzbereitschaft voraus. Von allein passiert nichts. Eine Kampfkunst ist keine Wundermedizin sie ist nur Mittel zum Zweck. Wer die in der Kampfkunst enthaltenen Möglichkeiten klug einzusetzen weiß, wird seine vorhandenen Fähigkeiten weiter ausbauen und stärken können. Es ist immer der Mensch, der über die Effektivität einer von ihm angewandten Kunst entscheidet. Nicht die Kunst selbst. Ob Taekwondo also effektiv ist oder nicht – hängt ausschließlich von Dir selbst ab, von dem was Du aus der Kunst machst.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 27.11.2011
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