Was macht unser Altpapier in China?
Altpapier sammeln lohnt sich in Deutschland. Das liegt auch daran, dass China den Import von Altpapier in den letzten zehn Jahren verdreifacht hat. Was Vereine und Sammelstellenbetreiber freut, bezahlt der Endverbraucher letztlich über höhere Papierpreise. 80 Prozent unseres Altpapiers laufen in den Papierkreislauf zurück. Nur 20 % des Papiers bleibt in den Regalen und Archiven oder wandert in die Restmülltonne. Angesichts der überragend guten Rücklaufquote verwundert es, dass die europäischen Papierfabriken für den Rohstoff Altpapier viel Geld ausgeben müssen. Papier sammeln lohnt sich. Der hohe Altpapierpreis kommt nicht nur durch den eigenen Bedarf zustande, sondern hat mit der beachtlichen Nachfrage aus Fernost zu tun. Warum kaufen chinesische Papiermühlen im großen Stil deutsches Altpapier?
Altpapier ist ein wichtiger Rohstoff. Zeitungen bestehen aus 100 Prozent Altpapier. Sehr begehrt sind Prospekte und Bücher aus hochwertigem Bilderdruckpapier oder Naturpapier und vor allem der Beschnitt und die Makulatur aus Druckereien, sofern die Papierabfälle Deinkingqualität haben. Zu Beginn der Wirtschaftkrise 2008 ist der Altpapierpreis regelrecht eingebrochen. Vereine, öffentliche Sammelstellen und die Druckereien erhielten keine Vergütung mehr. Das Entsorgen des Altpapiers war teurer als dessen Gegenwert. Doch das hat sich wieder geändert. Trotz sinkender Zeitungsauflagen stieg der Preis des Altpapiers auf ein einträgliches Niveau an. Ein Grund war, dass insbesondere China den europäischen Markt als Lieferquelle für begehrtes Altpapier hoher Qualität entdeckte und importierte. In den letzten zehn Jahren hat sich die Exportquote des Altpapiers nach Fernost verdreifacht mit langfristig steigender Tendenz. Kurzfristig wird eine Stagnation beobachtet, die auf bessere Qualitätskontrollen bei der Einfuhr und der moderater wachsenden Wirtschaft in China zurückzuführen ist.
Wie kann sich jedoch der Export von deutschem Altpapier nach China lohnen? Eigentlich ist die Erklärung sehr einfach. China exportiert wesentlich mehr, als es importiert. Also fahren volle Containerschiffe zu uns und leere zurück. Der Rücktransport von Altpapier ist somit mit sehr geringen Kosten verbunden. Volle Container verbessern die Stabilität der Schiffsladung. Das Altpapier ist somit eine willkommene Ladung zum Leidwesen der deutschen Papierindustrie, der hochwertiger Rohstoff verloren geht. Tendenziell wird durch den Export des Altpapiers das Preisniveau weiter steigen, da mehr Rohware der Markt durch die bereits extrem hohe Rücklaufquote nicht mehr hergibt.
Am Horizont tauchen weitere Komplikationen auf. Für die Herstellung von weißem Papier ist ein deinkbares Altpapier notwendig. Nun entwickelt sich aber eine tintenbasierende Drucktechnologie. Die Industrie arbeitet mit Hochdruck an Tintensystemen, mit denen der Offsetdruck angegriffen werden soll. Der Offsetdruck bietet zwar eine überragende Qualität, hat aber im Markt der immer kleiner werdenden Druckauflagen zwei Probleme: Es sind Druckplatten aus Aluminium notwendig. Die Druckmaschine benötigt 100 bis 200 Druckbogen Anlaufmakulatur bis die gewünschte Farbgebung erreicht wird. Der Druck von 500 Büchern, Flyern und Broschüren passt aus ökologischer Sicht einfach nicht in die Zeit, aber auch die neuen Tintensysteme nicht. Diese können über den bestehenden Aufbereitungsprozess nicht verarbeitet werden, d.h. die Tinte lässt sich nicht deinken. Kommen zu viele Tintendrucke in die Recyclinganlage, wird das neue Papier nicht mehr weiß, sondern bunt. Momentan schieben sich die Papierindustrie und die Hersteller von Tintensystemen die Problemlösung gegenseitig zu.
In vielen Druckereien werden keine Offsetdrucksysteme für Kleinauflagen und keine Tintensysteme für Auflagendrucke mit einem hohen Farbanteil eingesetzt. Die Digitaldrucke lassen sich hervorragend deinken und zu neuem, weißen Papier verarbeiten. Die Papierabfälle aus dem Beschnitt sind hochwertiger deinkbarer Rohstoff, der eigentlich für den deutschen Markt zur Herstellung von neuem Papier genutzt werden sollte.
Quelle: openPR
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