Wellensittiche als Haustiere für Kinder: Was Eltern vor der Anschaffung beachten sollten
Zahmer Bubi, sprechender Hansi – das Bild des Wellensittichs als anspruchsloser Stubenvogel ist auch heute noch weit verbreitet. Nicht zuletzt die Medien präsentieren den Wellensittich immer noch als pflegeleichtes und unterhaltsames Haustier, welches durch seine Zahmheit und sein Sprechtalent vor allem für Kinder geeignet sei.
Als Wellensittichschutzverein hat es sich der Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland (VWFD) e. V. zur Aufgabe gemacht, an die besonderen Bedürfnisse der kleinen Australier zu erinnern und umfassende Aufklärung zu artgerechter Wellensittichhaltung zu betreiben. Ein Anliegen des deutschlandweit einzigen Tierschutzvereins für Wellensittiche ist es, Wellensittichhalter umfassend über die Ansprüche ihrer Haustiere zu informieren, um eine unüberlegte Anschaffung zu vermeiden. Das Beratungsangebot richtet sich dabei auch an Familien mit Kindern, die sich mit dem Gedanken tragen, Wellensittiche ins Haus zu holen.
In einigen fragwürdigen Veröffentlichungen wird dem Leser noch immer erklärt, wie ein Wellensittich besonders zahm wird und sprechen lernt. Dies stößt bei einigen Lesern auf großes Interesse, schließlich hatten viele selbst als Kind einen zahmen Hansi, der jedem ein fröhliches „Hallo, gib Küsschen!“ zurief. Doch diese Vorstellung zeichnet ein veraltetes Bild der Wellensittichhaltung und weckt beim Halter falsche Erwartungen an das Haustier Wellensittich.
Richtig ist, dass der Wellensittich als Schwarmvogel niemals einzeln gehalten werden sollte. Allein würde er sich aus purem Zwang dem Halter anschließen und mitunter auch die menschliche Sprache nachahmen. Beim Sprechen des Wellensittichs handelt es sich aber keinesfalls um einen Ausdruck von Zuneigung zum Halter. Es ist vielmehr eine Verhaltensstörung des Wellensittichs, die durch die Einzelhaltung und damit einhergehende Fehlprägung auf den Menschen ausgelöst wird.
Ein sprechender Wellensittich versteht nicht, was er sagt. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass das Sprechen eine einseitige Kontaktaufnahme ist, da der Wellensittich „seinen“ Menschen nicht versteht. Wie frustrierend muss es für so ein soziales Tier wie den Wellensittich sein, wenn seine Kontaktaufnahme immer wieder scheitert?
Auch liest man heutzutage tatsächlich noch, dass eine monatelange Einzelhaltung vertretbar wäre, um einen Wellensittich zu zähmen. Doch auch dieses Vorgehen muss aus Tierschutzsicht abgelehnt werden, da es darauf abzielt, dass sich der Wellensittich aus Einsamkeit dem Menschen zuwendet und sich so besser zähmen lässt.
Als Schwarmvogel muss der Wellensittich allerdings von Anfang an in Paarhaltung (besser noch Gruppenhaltung) gehalten werden, damit er sein Sozialverhalten ausleben kann. Hinzu kommt, dass dem Wellensittich mit einem Artgenossen an seiner Seite die Eingewöhnung im neuen Zuhause deutlich leichter fällt, während ein einzelner Vogel oftmals völlig verstört auf die neue Situation reagiert. Ihm fehlt allein der Schutz der anderen Schwarmmitglieder. Im schlimmsten Fall erschwert die mehrmonatige Einzelhaltung das spätere Vergesellschaften mit anderen Wellensittichen, da der Vogel bereits auf den Menschen fehlgeprägt wurde und erst wieder lernen muss, sich richtigen Artgenossen zuzuwenden.
Gerade Eltern sollten diese neuesten Erkenntnisse berücksichtigen, wenn sich ihre Kinder Wellensittiche als Haustiere wünschen. Damit die kleinen Australier zu Freunden und Spielgefährten für Kinder werden können, ist es wichtig, sich als Eltern der großen Verantwortung bewusst zu sein, die mit dem Einzug eines Tieres einhergeht. Dabei ist es unerlässlich, sich vor der Anschaffung von Wellensittichen über deren Bedürfnisse zu informieren, denn sie sind keine Streicheltiere, was bei Kindern oftmals Enttäuschung hervorruft. Für Kinder, welche die bunten Australier gerne beim Spielen und Umherfliegen beobachten und welche bereit sind, mit viel Geduld das Vertrauen der Vögel zu gewinnen, sind Wellensittiche jedoch durchaus geeignet. Wenn Kinder mit Begeisterung Spielsachen für ihre gefiederten Freunde basteln, sich für sie immer neue Beschäftigungsmöglichkeiten einfallen lassen und die kleinen Papageien mit Begeisterung diese ausprobieren, ist die Freude auf beiden Seiten groß.
Quelle: openPR
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